Eingespannt zwischen dem Denkmal für Walther von der Vogelweide und der Marienpfarrkirche (Dom) wandelte sich der bedeutendste Platz Bozens im Laufe der Geschichte mehrfach.
Er war Schauplatz der Besuche des österreichischen Kaisers Karl I. und des italienischen Königs Umberto II., er bot eine Bühne für Paraden und Feldmessen während des Ersten Weltkriegs sowie für Propagandaveranstaltungen in faschistischer Zeit, wie den Aufmarsch von Mitgliedern der Opera Nazionale Balilla. Ob österreichisch-ungarische Truppenkörper oder Wehrmachtssoldaten, der Waltherplatz sah sie alle aufmarschieren in ihrem militärischen Gepränge.
Der Platz bot aber auch einer Reihe von Veranstaltungen Raum, die für das öffentliche Leben der Stadt prägend waren: Von den Trachtenumzüge zur Eröffnung der Mustermesse, über die Treffen von Zweiradbegeisterten bis hin zur Segnung der Autobusse der städtischen Verkehrsbetriebe SASA.
In diesen Jahrzehnten erfuhren auch Architektur und Funktion der den Platz rahmenden Bauten verschiedene Veränderungen: Die Städtische Mädchenschule und das Hôtel de l’Europe mussten dem Stadthotel beziehungsweise dem Sparkassengebäude weichen. Der Gasthof Schgraffer beherbergte später Büros der Stadtverwaltung und aus dem Hotel Kamposch wurde eine Filiale der Banca Nazionale del Lavoro. Lediglich das traditionsreichste Haus am Platz, das Hotel Greif, konnte seine Funktion über den gesamten Betrachtungszeitraum bewahren.
Der Waltherplatz und seine unmittelbare Umgebung wurden bereits im Ersten, vor allem aber im Zweiten Weltkrieg von Fliegerbomben getroffen. Mit dem Ziel, die Brennerlinie und damit die wichtigen Nachschubwege für die Wehrmachtstruppen in Italien zu unterbrechen, versuchten alliierte Fliegerverbände 1943–1945 vor allem die Bahninfrastruktur zu bombardieren und trafen damit auch die nahe Altstadt und den Waltherplatz hart. Namentlich das Schiff der Marienpfarrkirche erlitt dabei schwere Zerstörungen.
Fotografisch gut dokumentiert sind die 1984/85 ausgeführten Aushubarbeiten zur Errichtung der Tiefgarage unter dem Waltherplatz, die zu einer Verkehrsberuhigung der Innenstadt und zu ihrer Umwandlung in eine Fußgängerzone führen sollte.
Der Waltherplatz wird in 44 Fotografien aus der Zeit vom frühen 20. Jahrhundert bis in dessen achtziger Jahre gezeigt.
Alle Bilder der Ausstellung können unter folgendem Link im Bildarchiv des Südtiroler Landesarchivs angesehen und heruntergeladen werden: https://bildarchiv.provinz.bz.it/SLA_expo/category/1027